Experteninterview: VETO Tierschutz warnt – Das versteckte Leid hinter Haustieren als Geschenke

Quelle: Depositphoto
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In der aktuellen Weihnachtszeit ist es besonders wichtig, ein kritisches Thema anzusprechen: Das Verschenken von Tieren zu Weihnachten.

Wir sprechen mit Madita Haustein von VETO Tierschutz, einer Organisation, die europaweit 350 Tierschutzvereine unterstützt. 

Frau Haustein teilt Einblicke in die Probleme des Tiergeschenks, dessen Auswirkungen auf das Tierwohl und die Herausforderungen für Tierheime. 

Erfahre in diesem Interview, warum ein Haustier kein passendes Geschenk ist und wie man diese Praxis vermeiden kann.


Was sind die wichtigsten Gründe, warum der Verein VETO Tierschutz davon abrät, Tiere zu Weihnachten zu verschenken?

Madita Haustein: Tiere sind fühlende Wesen, die ein artgerechtes Umfeld brauchen, um glücklich und gesund leben zu können – und keine Ware, die man umtauscht, wenn die beschenkte Person sich nicht freut oder die Lust am Geschenk vergeht. Das Verschenken eines Haustieres geschieht meist unüberlegt und manchmal sogar gegen den Willen der beschenkten Person. Weder dem Tier noch dem Menschen tut man mit dieser sicherlich gutgemeinten Geschenkidee einen Gefallen, denn bevor man sich für ein Zusammenleben mit einem Tier entscheidet, gibt es sehr viel zu bedenken. Die Aufnahme eines Haustieres muss wohlüberlegt und ausreichend vorbereitet sein, damit es Mensch und Tier miteinander gutgeht.


Kannst du spezifische Beispiele nennen, wie sich das Verschenken von Tieren negativ auf ihr Wohlergehen auswirkt?

Madita Haustein: Die Aufnahme eines Haustieres ist an eine große Verantwortung gekoppelt. Wer nicht ausreichend Zeit, finanzielle Mittel und das nötige Wissen über die Bedürfnisse des Tieres hat, wird schnell an seine Grenzen stoßen. Verschenkte Tiere bereiten meist kurzfristig große Freude, werden dann aber zur Belastung.

Tiere empfinden – ähnlich wie wir Menschen – Emotionen wie Angst, Unsicherheit oder Trauer, wenn sie nicht artgerecht gehalten oder gar vernachlässigt werden. Für die Tiere kann dieser Zustand verheerende Auswirkungen haben: Vor allem junge Tiere können dadurch in ihrer psychischen Entwicklung beeinträchtigt werden. Wenn Tiere zur Last werden, spüren sie es. Auch die körperliche Gesundheit kann durch falsche Ernährung, nicht artgerechte Haltung oder unzureichende medizinische Versorgung leiden.

Hunde, Katzen und andere Haustiere werden nach den Feiertagen oft in Tierheimen abgegeben, auf Online-Plattformen angeboten oder sogar ausgesetzt.


Wie beeinflusst das Verschenken von Tieren die Kapazitäten und Herausforderungen von Tierheimen und Tierschutzvereinen nach den Feiertagen?

Madita Haustein: Laut Tierschützer:innen, die in deutschen Großstädten aktiv sind, steigt die Anzahl der im Tierheim abgegebenen Tiere im Januar enorm. Etwa 40 % mehr Hunde und 50 % mehr Katzen als im restlichen Jahr müssen in den Tierheimen aufgenommen werden. Wer im Tierschutz arbeitet, geht fast täglich an die Grenzen der Belastbarkeit. Eine noch höhere Anzahl an Tieren erschwert die Arbeit in den Tierheimen immens. Hinzu kommt der Mangel an Platz. Immer wieder müssen deutsche Tierheime um ihre Existenz bangen, weil sie mit wenig Unterstützung immer mehr leisten müssen.


Welche Maßnahmen empfiehlt VETO, um das unüberlegte Verschenken von Tieren zu verhindern?

Madita Haustein: Viele Tierheime haben vor den Feiertagen einen Vermittlungsstopp eingeführt, um zu verhindern, dass ihre Schützlinge zu Weihnachten verschenkt werden. Statt eines lebendigen Tieres können Alternativ-Geschenke große Freude bereiten: Für Kinder, die sich ein Haustier wünschen, ist ein Kuscheltier ein passendes Präsent. So versteht das Kind, dass sein Wunsch ernst genommen wird, aber ein Tier eben ein Lebewesen und kein materielles Geschenk ist. Ältere Kinder freuen sich auch über Tierbücher. Erwachsenen Tierfreund:innen kann man eine Futter- oder Tierpatenschaft schenken. So wird einem Hund oder einer Katze aus dem Tierschutz geholfen, ohne dass ein Tier unüberlegt verschenkt wird. Wenn doch unbedingt ein Haustier einziehen soll, raten wir dazu, die Weihnachtszeit abzuwarten und gründlich zu überlegen, ob ein Tier ins eigene Leben passt. Die Aufnahme eines tierischen Familienmitglieds ist keine spontane Entscheidung, sondern sollte realistisch mit allen Eventualitäten durchdacht werden.


Welche Botschaft möchtest du an Menschen richten, die erwägen, ein Tier zu Weihnachten zu verschenken?

Madita Haustein: Tiere gehören nicht unter den Weihnachtsbaum. Das Verschenken eines Tieres führt oft dazu, dass die beschenkte Person früher oder später überlastet ist. Der kurze Moment der Freude wiegt die langfristigen Konsequenzen nicht auf: Leidtragende sind immer die Tiere, für deren Schutz wir als Menschen verantwortlich sind.


Du suchst noch ein passendes Weihnachtsgeschenk für Freunde und Familie?

VETO Tierschutz bietet die Möglichkeit, eine Spende zu verschenken. Mehr Infos unter veto-tierschutz.de/spende-schenken/

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