Ein vermeintlicher Dickkopf ist an und für sich nichts Schlechtes.
Er kann aber zum Problem werden, wenn er beispielsweise dazu führt, dass man sich nicht aus einer gefährlichen Situation wegbewegen möchte.
So geschehen in der Küstenstadt Branford/Connecticut, wo eine Eule einfach stumpf mitten auf der Straße sitzen blieb.
Normalerweise werden die Raubvögel, die hier keine Seltenheit sind, aus der Ferne bewundert.
Nicht aber, wenn sie mitten auf einer viel befahrenen Straße sitzen und nur knapp von vorbeifahrenden Autos verfehlt werden.
Eule mit selbstmörderischen Absichten?
Wohl nicht – aber mit einem durchaus gut ausgeprägten Selbstbewusstsein, so schien es zumindest. Denn kaum näherten sich Autos oder besorgte Passanten, breitete die Eule ihre Flügel aus. Als würde sie ihren Personal Space verteidigen.
Von Wegfliegen dagegen keine Spur. Zunächst vermutete ihre Retterin Laura Burban, dass die Eule etwas zum Fressen auf der Straße erspäht hatte. Bei näherem Hinsehen war aber sofort klar: Die Schleiereule braucht sofort Hilfe!
Denn der Vogel hatte sich am Flügel verletzt und konnte nicht mehr fliegen. Stattdessen warf die Eule sich mit nach oben ausgestreckten Krallen auf den Rücken. So, als wolle sie sagen: „Fasst mich nicht an!“
Die Rettung mit Hindernissen beginnt
Die eigentliche Rettung der Eule stellt Burban zunächst nicht vor eine Herausforderung. Schließlich war der Vogel nicht groß und schwer.
Problematischer war es dagegen, das verletzte Tier nicht noch mehr zu stressen – denn für die Rettung war es nötig, ihm ein Tuch überzuwerfen.
„Ich versuchte, die Eule dazu zu bringen, meine Kollegin anzuschauen. Sie hat auch wirklich alles versucht, was geht, um die Aufmerksamkeit der Eule zu erlangen. Das hat aber nicht funktioniert. Denn sie hatte sich völlig auf mich fokussiert und wusste, dass ich sie retten würde“,
erzählt Burban.
Ihr gelang es schon bald, das Tuch über die Eule zu legen – und damit den Stresslevel des Vogels sofort zu senken. Kaum war das Tuch da, war die Eule fast schon wieder tiefenentspannt.
Auf geht es zur Genesung
Die Eule wurde in den Van von Burban gebracht und in eine Auffangstation für Wildtiere gefahren, „A Place Called Hope„. Hier wurden einige Untersuchungen des Flügels durchgeführt, um herauszufinden, was mit diesem passiert war.
Tatsächlich hatte die Eule unmittelbar über dem Gelenk einen schlimmen Bruch erlitten. Da hier keine Operation helfen konnte, wurde der verletzte Flügel verbunden. Und dann hieß es: Abwarten (und Tee trinken).
Einige Wochen später …
Der Eule geht es einige Wochen nach ihrem unfreiwilligen Abenteuer schon deutlich besser. Der Bruch ist fast vollständig verheilt. Und nach der Physiotherapie sind sich die Pfleger sicher: Sie kann schon bald wieder in die Freiheit entlassen werden.
Die Einwohner von Branford sind schon ganz aus dem Häuschen, ihren gefiederten Mitbürger schon bald wieder durch die Nachbarschaft fliegen zu sehen. Burban erhielt sogar einen Anruf von James Cosgrove, dem Obersten Stadtrat.
Er ist zudem der Enkel des Mannes, nach dem die Auffangstation benannt wurde.
„Ich rufe wegen meiner Eule an! Meine gesamte Nachbarschaft fragt mich ständig nach ihr und will wissen, ob es ihr gut geht!“,
soll er gesagt haben.
Cosgrove erklärt, dass die Eule schon immer Teil der Nachbarschaft war und tatsächlich hier aufgewachsen ist. Hier kennt jeder den kleinen Abenteurer, er ist so etwas wie eine lokale Berühmtheit, fast ein Bürgermeister.
Cosgrove ist erleichtert, als er hört, dass es der Eule fast schon wieder bestens geht und sie bald wieder in ihre Nachbarschaft zurückkehren kann.
Diese Erleichterung teilt er mit Sicherheit mit seinen Nachbarn, die schon sehnsüchtig auf die Rückkehr ihres fliegenden „Bürgermeisters“ warten.
