Das Schneiden der Krallen ist ein wichtiger Teil der Hundepflege, bereitet aber vielen Hunden und folglich Hundebesitzern Schwierigkeiten.
Eine Möglichkeit, diesen aus dem Weg zu gehen, ist, den Hund zu sedieren, um seine Krallen schneiden zu können. Aber welche Risiken bringt das mit sich? Wie kannst du ihn selbst sedieren und worauf ist zu achten?
Wir haben alle wichtigen Informationen zu diesem Thema für dich.
Sollte ich meinen Hund sedieren, um ihm die Krallen zu schneiden?
Es ist generell nicht empfehlenswert, deinen Hund selbst zu sedieren, um die Krallen schneiden zu können. Du weißt als Laie beim Auftreten eines medizinischen Notfalls nicht, wie du schnell und richtig zu reagieren hast.
Deshalb sollte eine eigenständige Sedierung deines Hundes nur in Ausnahmefällen und in enger Absprache sowie nach Anweisung deines Tierarztes erfolgen.
Zu den Ausnahmefällen können folgende Situationen zählen:
- Dein Hund hat extreme Angst vor dem Schneiden seiner Krallen und lässt sich durch nichts „überreden“
- Dein Hand hat sich eine Kralle eingerissen, es besteht erhöhtes Verletzungsrisiko durch Hängenbleiben und Tierarztpraxen sind geschlossen
- Der nächste Tierarzt ist weit entfernt und der Transport deines Hundes ist nicht gewährleistet
- Es ist schwierig für dich, jedes Mal die Tierarzt- und Hundetransportkosten für das Schneiden der Krallen aufzubringen
Wie kann ich meinen Hund sedieren, um seine Krallen zu schneiden?
Es gibt vier verschiedene Methoden, wie dein Hund zum Schneiden der Krallen zu sedieren ist: Sedierung durch Tabletten, intramuskuläre Injektion, Inhalationssedierung und intravenöse Sedierung.
Für dich und die Anwendung zu Hause kommen allerdings nur zwei davon infrage: die Gabe von Sedativum-Tabletten oder, wenn entsprechende Kenntnisse über die Durchführung vorhanden sind, auch die Sedierung mittels intramuskulärer Injektion.
Sedativum-Tabletten
Sedativum-Tabletten sind sedierende Medikamente, die dem Hund zur Einnahme gegeben werden. Das ist eine einfache Lösung, wenngleich Vor- und Nachteile bestehen.
Vorteile:
- Unkompliziert zu verabreichen
- Kann einfach unters Futter oder direkt ins Maul gegeben werden
Nachteile:
- Wirkung tritt später ein als bei anderen Methoden
- Nachdosierungen sind schwieriger zu bestimmen
- Jedes Medikament kann beim Hund anders wirken
- Aufnahme über Magen-Darm-Trakt, daher erhöhtes Risiko von Nebenwirkungen
Wenn du diese Art der Sedierung in Erwägung ziehst, informiere dich vorher gut über die Wirkungsweise und Nebenwirkungen der zur Auswahl stehenden Tabletten und lass dich ausführlich vom Tierarzt beraten, denn nicht jedes Medikament ist empfehlenswert.
Sedativum-Injektion
Eine sedierende Injektion wird in einen Muskel bei deinem Hund verabreicht, wozu meist der „Bollen“ an einem Hinterbein am besten dafür geeignet ist.
Diese Methode ist nur empfehlenswert, wenn du vom Tierarzt zuvor angeleitet wirst, wie du eine intramuskuläre Spritze richtig verabreichst.
Vorteile:
- Wirkung kann bereits nach wenigen Minuten einsetzen
- Exakte Dosierbarkeit
- Weniger gesundheitliche Risiken, weil intramuskuläre Injektionen nicht über Darm und Leber laufen
Nachteile:
- Bestehendes Infektionsrisiko
- Erhöhtes Verletzungsrisiko für Hund und dich, wenn der Hund beim Injizieren nicht stillhält
- Zusatzkosten für Spritzen und Kanülen
- Zusätzlicher Aufwand durch hygienische Maßnahmen
- Meist ist unterstützende Hilfe einer weiteren Person erforderlich
Wie viel kostet es, einen Hund sedieren zu lassen?
Die Kosten, um deinen Hund sedieren und seine Krallen schneiden zu lassen, werden durch die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) festgelegt.
Sie variieren je Behandlungsaufwand sowie erforderlicher Dosierung zwischen knapp 25 Euro und 200 Euro.
Weitere Kosten für das Schneiden der Krallen zwischen 15 und 35 Euro sowie Zusatzkosten je nach Sedierungsart können hinzukommen.
Hier detaillierte Kostenangaben:
- Tabletten zur Sedierung: zwischen 10 Euro und 30 Euro (verwenden Tierärzte aufgrund des verzögerten Wirkungseintritts nicht)
- Injektionssedierung intramuskulär: zwischen 23 Euro und 70 Euro
- Inhalationsnarkose: zwischen 60 Euro und 185 Euro
- Intravenöse Sedierung: zwischen 55 Euro und 170 Euro
- Monitoring bei erforderlicher Herz-Kreislauf-Überwachung: zuzüglich 50 Euro bis 160 Euro
Welche Risiken hat die Sedierung meines Hundes zum Krallen schneiden?
Einen Hund zu sedieren, um die Krallen zu schneiden, bedeutet stets ein erhöhtes gesundheitliches Risiko.
Insbesondere Atem- sowie Herz-Kreislaufprobleme können auftreten.
Atemprobleme
Eine Sedierung flacht die Atmung ab und reduziert Schutzreflexe, wie beispielsweise den Schluckreflex.
Erbricht dein Hund während oder nach der Sedierung, kann Erbrochenes die Luftröhre blockieren und eine Erstickung verursachen. Oder das Erbrochene fließt in die Lungen und löst eine Lungenentzündung aus.
Um das Risiko zu minimieren, solltest du folgende Ratschläge beachten:
- Mindestens sechs Stunden vor der Sedierung kein Futter geben
- Hund mindestens drei Stunden vor der Sedierung nicht mehr trinken lassen
- Nach der Sedierung den Hund erst füttern, wenn er wieder sicher auf den Beinen steht
Herz-Kreislaufprobleme
Jede Art von Narkose bedeutet eine hohe Belastung des Herz-Kreislaufsystems, durch die es zu einem rapiden Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen und verlangsamtem Herzschlag kommen und schlimmstenfalls tödlich enden kann.
Bestehen bereits Herzprobleme oder es liegen Vorerkrankungen wie beispielsweise von Blutgefäßen oder des Herzens vor, ist das Risiko einer lebensbedrohlichen Situation besonders hoch, wenn du deinen Hund sedieren und ihm die Krallen schneiden möchtest.
Das Risiko kannst du nur minimieren, wenn du deinen Hund zuvor vom Tierarzt gründlich auf diese Risikofaktoren untersuchen lässt.
Sollte ein erhöhtes Risiko von Herz-Kreislaufproblemen bestehen, solltest du beim Tierarzt deinen Hund sedieren und die Krallen schneiden lassen. Dieser kann im Notfall mit entsprechender Ausstattung sofort medizinisch eingreifen.
Gibt es Alternativen zur Sedierung?
Hat dein Hund Angst vor dem Krallenschneiden und es ist dir zu risikoreich oder zu teuer, deinen Hund zu sedieren, um die Krallen zu schneiden, kannst du Alternativen nutzen.
Hierzu zählen insbesondere das Üben, homöopathische Beruhigungsmittel oder ein Kratzbrett.
Üben
Um deinem Hund die Angst vor der Krallenschere und dem Schneiden zu nehmen, kann regelmäßiges Heranführen durch Üben helfen, deinen Hund nicht sedieren zu müssen, um die Krallen zu schneiden.
Das Vorteilhafte an dieser Alternative ist, dass sie eine langfristige Lösung schaffen kann. Leider ist sie auch sehr zeitaufwendig und nicht jeder Hund lässt sich dadurch überzeugen.
Trotzdem solltest du es folgendermaßen versuchen:
- Zeige deinem Hund mehrmals täglich das Krallenschneidewerkzeug, ohne die Krallen zu berühren
- Reagiert er nicht mehr ängstlich darauf, führe es langsam zu den Pfoten
- Klappt das ohne Angstreaktion, berühre die Krallen mit dem Krallenschneidewerkzeug
- Erlaubt er das, nimm eine Pfote und klopfe mit dem Werkzeug abwechselnd an jede Kralle
- Gelingt das problemlos, nimmst du dir die erste Kralle vor und schneidest schnell, aber vorsichtig nur die Krallenspitze ab
- Am nächsten Tag probierst du die nächste Kralle und am dritten Tag lässt er dich vielleicht schon zwei oder drei Krallen kürzen
- Erst, wenn das klappt, solltest du dich an die erforderliche Kürzung wagen, wobei du auf keinen Fall das Leben verletzen darfst
Homöopathisches Beruhigungsmittel
Homöopathische Beruhigungsmittel besitzen eine besonders schonende Wirkung, wodurch eine gute Verträglichkeit gegeben und das Risiko von Atem- sowie Herz-Kreislaufproblemen verringert ist.
Nachteilig sind aber die langfristigen Kosten, die du dadurch mit einer Sedierung hast.
Das Kleintierzentrum Arndt hält CBD-Öl als Sedierungsalternative für empfehlenswert, wenn es sich um ein hochwertiges Produkt handelt, richtig dosiert wird und die Anwendung nur in Absprache mit dem Tierarzt erfolgt.
Kratzbett
Anstatt deinen Hund zu sedieren, um seine Krallen schneiden zu können, versuche es doch einfach mit einem Kratzbrett. Hier kann sich dein Hund bei Spiel und Spaß seine Krallen abwetzen und ein Schneiden der Krallen erübrigt sich.
Ziehst du in Erwägung, deinen Hund zu sedieren, um die Krallen zu schneiden? Oder hast darin bereits Erfahrung? Sind dir weitere Alternativen zur Sedierung bekannt oder hast du unsere ausprobiert? Dann hinterlasse bitte einen Kommentar.
