Schon wenn du die Wohnung betrittst, folgt dir dein Hund auf Schritt und Tritt und klebt dir an der Ferse?
Was am Anfang nach rührender Anhänglichkeit aussieht, wächst sich schnell zum Problem aus und stresst Mensch und Tier.
In diesem Artikel will ich dir die Ursachen für die Nähebedürftigkeit deines Hundes aufzeigen und Lösungen an die Hand geben.
Kurz & knapp: Hund folgt dir auf Schritt und Tritt – Das kannst du tun!
Die Anhänglichkeit deines Hundes kann viele Ursachen haben: Trennungsangst, Schutztrieb, Langeweile oder falsches Training.
Dir ständig durch die Wohnung zu folgen, ist aber anstrengend und stressig für dich und dein Tier. Du solltest mit Geduld dafür sorgen, dass er sich auch ohne deine unmittelbare Gegenwart wohlfühlen und entspannen kann.
Für diese und andere Tipps für die Erziehung eines glücklichen und entspannten Hundes wirf einen Blick in das Große Happyhunde Erziehungsbuch.
Inhaltsverzeichnis
ToggleWieso verfolgt mich mein Hund?
Ein Hund kennt das Konzept Privatsphäre nicht.
Du bist dabei, wenn er sich löst, also wieso sollte er dir nicht ins Badezimmer folgen?
Du streichelst ihn, wieso sollte er nicht dabei sein, wenn du mit deinem Partner kuschelst?
Ein Hund unterscheidet nicht von allein zwischen diesen Situationen.
Manchmal ist es jedoch nicht bloß einfältige Hundelogik, die dir deine Privatsphäre nimmt, sondern ernstzunehmende Stressfaktoren für deinen Vierbeiner.
Hier will ich dir die häufigsten Gründe nennen, weswegen dein Hund dich nicht mehr allein lässt:
Falsches Training
Erinnerst du dich noch an den Moment, als du glücklich seufzend sagtest:
„Ich möchte einen Hund, der immer bei mir ist“?
Vermutlich hast du dann, als der Hund dir in den ersten Tagen tatsächlich sehr nah sein wollte, mit Begeisterung reagiert.
Leider hat er deine Reaktion als Belohnung aufgefasst.
In seinem Kopf ergab das eine einfache Gleichung: Wo Mama oder Papa ist, da ist es schön. Logisch, dass er dann erwartungsfroh hinter dir her dackelt.
Kontrollzwang oder Schutzinstinkt
Besonders bei rassebedingt starkem Wach- oder Schutztrieb kann schnell ein Kontrollzwang aufkommen. Diese Hunde sind darauf gezüchtet, eigenständig nach Gefahren Ausschau zu halten und ihr Rudel zu beschützen.
Wenn dein Hund also denkt, dass er das Rudel besser beschützen kann als du, sieht er es als seine Aufgabe, für dich den Bodyguard zu spielen. Er will jeden Raum kontrollieren und ist immer bereit, einen möglichen Angreifer in die Flucht zu schlagen.
Möchtest du noch mehr über das Thema Kontrollzwang erfahren? Dann schaue in unserem Artikel Mein Hund kontrolliert mich vorbei.
Trennungsangst und Unsicherheit durch Veränderung
Manche Hunde haben nie gelernt, allein zu bleiben, oder sind bereits mit einer traumatischen Trennungssituation konfrontiert gewesen. Sie sehen die einzige Möglichkeit, dich nicht zu verlieren, darin, dich nicht aus den Augen zu lassen.
Auch Veränderung kompensieren Hunde häufig durch Anlehnung an ihre wichtigsten Bezugspersonen. Ob der Verlust eines Hundekumpels oder Menschen, Renovierungen oder neue Nachbarn:
Sensible Hunde müssen sich an Veränderung erst gewöhnen.
Und manchmal reagiert auch dein Hund einfach auf dich: Wenn er spürt, dass du ungewöhnlich traurig oder wütend bist, möchte er dich trösten.
Neugier und mangelnde Auslastung
Hunde sind von Natur aus neugierige Tiere. Bei Welpen und Hunden, die erst vor kurzem bei dir eingezogen sind, ist das besonders stark ausgeprägt. Für sie ist alles neu und ein großer Abenteuerspielplatz mit dir als Hauptattraktion.
Mangelnde andere Auslastung verstärkt das. Ein Hund braucht Ansprache, Spielen und Zuwendung. Wenn das im trubeligen Alltag untergeht, fordert er es selbst ein.
Lese-Tipp: Hund trottet nur hinterher: Entdecke in unserem Artikel „Hund trottet nur hinterher: 7 Gründe, die dahinterstecken“, warum dein treuer Begleiter dieses Verhalten zeigt, und finde hilfreiche Tipps, wie du ihm am besten helfen kannst!
Wie lässt mein Hund mich wieder in Ruhe?
Um adäquat zu reagieren und deinen Hund behutsam und stressfrei von seinen Verfolgungsjagden abzubringen, musst du zuerst überlegen, welche Ursache dem Problem zugrunde liegt. Denn deine Lösung muss auch dieses Problem in den Griff kriegen, ansonsten bleibt das Stresslevel hoch.
Bei allen Lösungsansätzen ist wichtig, dass du dich zuerst selbst entspannst. Wenn du nervös bist, überträgst du das auf deinen Hund.
Schaffe einen Ort der Entspannung
Bringe deinem Hund bei, dass sein Körbchen seine Entspannungsoase ist. Wenn er dort ist, kann er relaxen und alles dir überlassen.
Diese Lösung ist besonders gut für Hunde mit Kontrollzwang, Schutztrieb oder Trennungsängsten geeignet. Er bedingt, dass dein Hund schon Sitz und das Kommando Bleib beherrscht.
Gehe wie folgt vor:
- Lass deinen Hund im Körbchen Sitz machen
- Setz dich entspannt in seine Nähe, ohne ihm Aufmerksamkeit zu schenken
- Wenn er aufsteht, um zu dir zu laufen, führst du ihn wieder zurück und beginnst von vorn
Wichtig:
Wenn du merkst, dass dein Hund sich entspannt und seinen Fokus nicht mehr auf dich gerichtet hat, bleib in deiner Entspannung. Wenn du ihn nun belohnen würdest, lernt dein Hund, dass er nur lang genug warten und dich anstarren muss, bis er deine Aufmerksamkeit bekommt.
Entferne dich von Mal zu Mal mehr von ihm, bis du schließlich kurz in ein anderes Zimmer gehen kannst, ohne, dass er seinen Erregungszustand hochfährt. Weite diese Zeit in anderen Zimmern langsam aus.
Diese Methode erfordert sehr viel Durchhaltevermögen und Zeit. Gerade am Anfang wird er schnell die Geduld verlieren und zu dir kommen wollen oder seinem Frust oder seiner Unsicherheit auch Ausdruck verleihen.
Laste deinen Hund mehr aus
Auslastung ist das Allzweckmittel gegen fast jedes Verhaltensproblem. Denn ein müder Hund ist selten ein problematischer Hund.
Sorge auf Spaziergängen für reichhaltige Stimulation seiner Nase und seines Kopfes und biete auch indoor Beschäftigung an, sodass er spannendere Alternativen hat als dir durch die Wohnung zu folgen.
Hast du einen besonders neugierigen Hund oder Welpen, lauf einen Wohnungs-Marathon: Irgendwann wird selbst dem aufgeregtesten Hund das Ganze zu bunt und er gibt das Verfolgen auf.
Ziehe klare räumliche Grenzen
Manchmal hilft schon eine klare räumliche Trennung. Schaff Räume, in die dein Hund nicht eindringen darf. Das kann zum Beispiel die Küche sein oder dein Büro.
Wichtig ist, dass die Grenze für deinen Hund erkennbar ist. Eine Türschwelle ist perfekt geeignet, aber auch unterschiedliche Bodenbeläge oder Möbel sind als trennendes Element klar verstehbar.
Wenn er die Bereiche vorher betreten durfte, wird es eine Weile dauern, bis er akzeptiert, dass sich dies nun geändert hat. Gib nicht auf.
Mythos: Durch Ignoranz zum Ziel
In vielen Ratgebern wird immer noch empfohlen, den Hund so lange zu ignorieren, bis er das unerwünschte Verhalten nicht mehr zeigt.
Zwar gibt es Situationen, in denen dies Erfolge bringen kann, jedoch dauert es wesentlich länger als eine positiv stimulierende Erziehung.
Zudem verstärkt es häufig das Grundproblem:
- ein ängstlicher Hund gerät erst recht in Panik
- ein kontrollierender Hund fühlt sich bestätigt: Man verlässt sich auf meinen Schutz
- der unausgelastete Hund wird noch ungeduldiger
Ignoranz sollte also nur in Maßen eingesetzt werden, zum Beispiel gegen den berühmten Dackelblick.
Erklär-Video
Fazit
Warum dein Hund dir in der Wohnung überallhin folgen will, hängt von seiner Vorgeschichte und Persönlichkeit ab. Es kann an Trennungsangst oder einem Schutztrieb liegen, aber auch ganz banale Langeweile oder ein durch dich versehentlich antrainiertes Verhalten sein.
Wenn du dir und deinem Hund zu einem entspannteren Miteinander verhelfen willst, findest du Tipps & Tricks in dem Großen Happyhunde Erziehungsbuch.