Hund kastrieren – ja oder nein? Diese Frage stellen sich wohl alle Hundehalter. Egal, ob es sich um einen Rüden oder eine Hündin handelt.
Schließlich handelt es sich um einen operativen Einsatz, der seine eigenen Risiken birgt.
Welche Vor- und Nachteile eine Kastration für einen Hund oder eine Hündin haben kann, erfährst Du im folgenden Ratgeber.
Hunde kastrieren ja oder nein – Das sagt das Tierschutzgesetz
Das Tierschutzgesetz hat eine eindeutige Stellung zur Kastration von Hunden. Laut § 6 Abs. 1 Satz 1 TierSchG ist diese nämlich strenggenommen NICHT erlaubt.
Die Begründung: Hierbei handelt es sich um die Amputation von Organen sowie die Zerstörung von Gewebe. Und diese ist laut TierSchG unter keinen Umständen erlaubt.
Es gibt allerdings eine Einschränkung. Eine Kastration oder eine Sterilisation ist dann erlaubt, wenn der Tierarzt diese für notwendig hält und so unter anderem eine unkontrollierte Fortpflanzung unterbunden werden soll.
Gut zu wissen:
Diese Ausnahmen sind ebenfalls im TierSchG festgehalten, nämlich unter § 6 Abs. 1 Satz 2. Zu den gesundheitlichen Gründen kann übrigens unter anderem die Prävention von Krebserkrankungen zählen.
Nachteile einer Kastration bei Hunden
Eine Kastration ist ein operativer Eingriff – so weit, so bekannt. Und ein solcher birgt natürlich immer das Risiko, das etwas schiefgehen kann.
Neben der Operation gibt es zudem die folgenden Nachteile, die eine Kastration von Hund oder Hündin mit sich bringen kann.
Inkontinenz
Unter dem unkontrollierbaren Absetzen von Urin leiden vor allem Hündinnen nach einer Kastration.
Blutungen/Blutgerinnungsstörungen
Diese Nachblutungen treten vor allem unmittelbar nach der OP auf und betreffen diesmal in erster Linie die Rüden, in deren nun leeren Hodensäcken sich diese Blutungen sammeln können.
Infektionsgefahr
Nicht nur die OP als solche kann riskant sein. Auch die Wundheilung im Anschluss an den Eingriff kann unerwünschte Nebenwirkungen haben.
Denn es handelt sich um eine Wunde, die in den folgenden Tagen dem Risiko einer Infektion ausgesetzt ist.
Vorteile einer Kastration
Generell wird zu einer Kastration von Rüden und Hündinnen geraten – und zwar aus diversen Gründen, was wir bereits kurz angerissen haben. Im Folgenden erklären wir die einzelnen Vorteile genauer.
Gesundheit
Eine Kastration wird vor allem aus gesundheitlichen Gründen empfohlen. Und das betrifft sowohl Hund also auch Hündin.
Tatsächlich ist eine Nicht-Kastration langfristig nicht ungefährlich für unsere Fellnasen. Das hat vor allem mit der Läufigkeit von Hündinnen zu tun.
Wusstest Du, dass auch Rüden hier Krankheiten entwickeln können? Hauptsächlich betroffen ist hier die Prostata.
Der Grund: Durch die Läufigkeit, die über Kilometer erschnuppert werden kann, geraten die Rüden in Stress.
Dieser wiederum kann sich negativ auf eben die Prostata auswirken und hier unter anderem zu Krebserkrankungen führen.
Hündinnen dagegen haben ein deutlich höheres Risiko, an Brustkrebs beziehungsweise Krebs an der Milchleiste zu erkranken, wenn sie nicht kastriert wurden.
Ebenfalls nicht unterschätzt werden sollte die Gebärmutterentzündung. Diese tritt vor allem während der Läufigkeit auf.
Liegt eine solche vor, ist eine Kastration in der Regel die einzige wirksame Behandlungsmethode.
Ab wann kann ich meinen Hund kastrieren?
Eine Kastration beim Hund oder bei der Hündin kann frühestens mit Erreichen der Geschlechtsreife erfolgen.
Vorher macht dieser Eingriff keinen Sinn, da weder die Hormone gebildet wurden noch die Entwicklung der Geschlechtsorgane abgeschlossen ist.
Für Hündinnen gilt folgende Regel: Eine Kastration erfolgt meist nach Abschließen der dritten Läufigkeit.
Diese tritt circa alle 6 Monate auf. Die erste Läufigkeit hat eine Hündin in der Regel zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat.
Gut zu wissen:
Wusstest Du, dass Du anstelle einer Kastration auch eine sogenannte chemische Kastration durchführen lassen kannst?
Hierbei handelt es sich um einen Mikrochip/Hormonchip, der dem Hund in den Nacken eingesetzt wird. Dieser enthält das Hormon Deslorelin, das die Bildung von unter anderem Testosteron bremst.
Damit funktioniert diese Kastration in etwa so, wie ein Verhütungsmittel, und macht den Hund für eine gewisse Zeit unfruchtbar.
Gut zu wissen:
Auch Verhütungsmittel bergen ein gewisses Gesundheitsrisiko und stellen demnach eine Alternative dar, deren Einsatz gut durchdacht sein sollte.
Bringt eine Kastration eine Wesensveränderung mit sich?
Ja, eine Kastration kann eine Wesensänderung mit sich bringen. Es gibt als den Hund „Kastration vorher und Kastration nachher“, wenn Du so willst.
In der Regel werden die kastrierten Hunde und Hündinnen nach dem Eingriff deutlich ruhiger. Und das aus gutem Grund. Denn die Sexualhormone werden nicht mehr gebildet.
Ergo entfällt auch die Läufigkeit der Hündinnen sowie das damit verbundene Balzverhalten der Rüden, das in einigen Fällen durchaus aggressiv zum Ausdruck kommen kann.
Gut zu wissen:
Tatsächlich kann bei Hündinnen genau das Gegenteil eintreten – nämlich eine verstärkte Aggression. Diese wird durch einen übertriebenen Schutzinstinkt ausgelöst.
Ein weiterer Nebeneffekt einer Kastration: Sowohl Rüden als auch Hündinnen können vor dazu neigen, Gewicht zuzulegen.
Erneut sind die Hormone beziehungsweise deren Nichtvorhandensein schuld – ebenso, wie ein vermindertes Bedürfnis, den ganzen Tag durch die Gegend zu tollen und zu toben.
Nicht zuletzt kann sich eine Kastration auf das Fell des Vierbeiners auswirken – und das nicht immer und unbedingt auf positive Art und Weise.
Welche Kosten entstehen bei einer Kastration?
Die Kosten, die für eine Kastration anfallen, können unterschiedlich hoch ausfallen. Entscheidend ist hier vor allem das Geschlecht des Hundes.
So gilt, dass eine Kastration bei einem Rüden deutlich niedriger ausfällt, als bei einer Hündin.
Für einen Rüden kostet die Kastration circa 100 €, kann in einigen Fällen aber auch höher ausfallen. Für Hündinnen sollten zwischen 300 € und 400 € eingeplant werden.
Gut zu wissen:
Während beim Hund lediglich die Hoden entfernt werden, handelt es sich bei der Entfernung von Eierstöcken und Gebärmutter um einen komplizierteren Eingriff.
Dieser setzt das Öffnen der Bauchdecke voraus, ist also auch risikobehafteter.
Welche Erfahrungen haben andere Hundebesitzer bei einer Kastration gemacht?
Kastration oder nicht? Diese Frage stellst Du Dir vielleicht immer noch. Hilfreich kann es also sein, wenn Du einige Erfahrungen anderer Hundehalter mit an die Hand bekommst.
„(…) Ich muss gestehen, dass ich, bis Rex zu uns kam, die die Kastration in Frage gestellt habe. (…) bin ich skeptischer gegenüber der Kastration geworden. Ich bin weder ein „Gegner“ noch ein „Befürworter“, da ich denke, dass es letztlich auf die Situation ankommt. Wir werden Rex nur kastrieren lassen, wenn es dafür einen triftigen Grund gibt.“
„Ich hatte bisher drei Rüden und alle drei waren kastriert.
(…)
Pro:
- Kein übermäßiger Trieb mehr
Contra:
(…)
- Im Alter Mobbingopfer von Hündinnen
- Schlechtere Muskulatur“
„Ich habe meinen Rüden (…) kastrieren lassen. Er galt/gilt als hypersexuell. Für ihn war das alles Stress pur. Der hat Nächte lang nicht geschlafen, was, was sich bei drei nicht wehrte, wurde versucht, zu decken (da war es eigentlich egal, was es war), er ist mir einmal über fast 8 km hinter einer heißen Hündin her. (…) Ich habe ihn erst chemisch kastrieren lassen (half leider gar nicht) (…).
Fazit
Eine Kastration von Hund oder Hündin ist in den meisten Fällen sinnvoll – und wird wohl von kaum einem Hundehalter ernsthaft ausgeschlossen (wir wissen aber natürlich, dass das trotzdem nicht jeder Hundehalter möchte oder durchführen lässt).
Eine Kastration hat sowohl Vor- als auch Nachteile – wobei ein vermindertes Krebsrisiko wohl einer der wichtigsten Vorteile ist, die FÜR eine Kastration sprechen, da so langfristig vorgebeugt werden kann.
Wie stehst Du zum Thema Kastration? Hast Du diese bereits durchführen lassen? Oder ist Dir beim Gedanken daran aus unterschiedlichen Gründen mulmig zumute? Teile Deine Gedanken gerne in den Kommentaren mit uns.