Kaum sieht dein Hund auf eurem Spaziergang einen Artgenossen oder einen Menschen, der ihm nicht passt und dreht vollkommen durch? Ich weiß, wie mühsam dies ist.
Man traut sich beinahe schon gar nicht mehr auf die Straße, scannt nonstop die Umgebung, um ja immer alles vor dem Hund zu erblicken. Dies ist nicht nur für dich sehr unangenehm, sondern auch für dein Umfeld.
Den ersten Schritt hast du bereits geschafft. Du hast das Problem erkannt. Jetzt heißt es unbedingt an einer Lösung arbeiten, bevor sich das Verhalten festigt und eventuell noch verschlimmert.
Im folgenden Artikel findest du die Ursachen für die Leinenaggression bei deinem Hund und Lösungsansätze, welche wirklich helfen.
Kurz und Knapp: Leinenaggression beim Hun
Leinenaggression beim Hund bedeutet nichts anderes, als dass er sich an der Leine beim Anblick von Artgenossen oder Menschen aggressiv aufführt. Meist führt er sich wie ein Irrer auf, wirft sich bellend und schreiend in die Leine und ist schwer zu halten.
Die meisten Hunde, welche eine Leinenaggression zeigen, verhalten sich im Freilauf total unauffällig bei Begegnungen mit Artgenossen und Menschen.
Um die Leinenaggression deines Hundes in den Griff zu kriegen, benötigst du eine Mischung aus den Lösungen. Du musst an dir selber arbeiten und deinen Hund lernen zu lesen.
Möchtest du dich intensiver mit dem Thema, dass sich dein Hund an der Leine aggressiv aufführt beschäftigen, möchte ich dir gerne unsere Hundebibel ans Herzen legen. Hier wird das Thema tiefer angeschaut, eruiert und es gibt tolle Schritt -für – Schritt Lösungen.
Inhaltsverzeichnis
ToggleAus welchen Gründen entsteht eine Leinenaggression?
Es gibt nicht sonderlich viele Gründe, welche zu einer Leinenaggression führen. Das Problem ist eher, dass sich die Leinenaggression ritualisiert hat.
Das bedeutet nichts anderes, als dass der Hund gar nicht mehr aus dem ursprünglichen Grund aggressiv an der Leine wird, sondern es ist mittlerweile einfach sein normales abgespeichertes Verhaltensmuster. Das Verhalten hat sich gefestigt.
Die folgenden Gründe können eine Leinenaggression auslösen.
Dein Hund ist frustriert
Frustration ist die häufigste Ursache für Leinenaggression. Früher, als dein Hund ein kleiner Welpe war, durfte er wahrscheinlich laufen wie er mochte. Das ist absolut verständlich, man möchte ja, dass der Kleine alles kennenlernt, gut sozialisiert wird und jedem freundlich begegnet.
Oftmals dürfen die kleinen Welpen zu fremden Menschen, welche ihnen Aufmerksamkeit schenken und sie streicheln. Auch zu fremden Hunden lässt man Welpen schnell mal an der Leine, damit sie Bekanntschaft mit Artgenossen machen.
Nun wurde der kleine Welpe größer und die Kontakte werden beschränkt. Große Hunde finden nicht mehr alle Menschen süß und möchten sie streicheln. Fremde Hunde reagieren anders als auf kleine Welpen.
Das ist nun das Problem. Dein Hund hat dadurch nicht gelernt, an anderen Menschen und Hunden vorbeizugehen, ohne dass er Kontakt zu diesen hat.
Und somit entsteht langsam ein Frust, welcher sich irgendwann in Form von Leinenaggression entlädt.
Lese-Tipp: Hier erfährst du mehr darüber deinen Hund zu trainieren – Clickertraining Hund: Alle Vor- & Nachteile erklärt vom Profi
Dein Hund ist ängstlich oder unsicher
Hunde, welche an der Leine geführt werden, sind durch die Leine in ihrer Kommunikation eingeschränkt. Bevor sich diese Hunde auf eine Begegnung einlassen, gehen sie lieber zu ihrer eigenen Sicherheit gleich nach vorne.
Es kann auch sein, dass dein Hund eine schlechte Erfahrung an der Leine gemacht hat. Viele Hunde generalisieren dann dies automatisch auf alle Hunde oder Menschen.
Mein Tipp: Lese deinen Hund, er wird dir den Grund für die Leinenaggression sagen
Du kannst deinem Hund immer den Grund für seine Leinenaggression anhand der Körpersprache ablesen. Lerne so viel wie möglich über die Körpersprache des Hundes. Es ist ein sehr interessantes Thema und kann dir in vielen Bereichen von großem Nutzen sein.
Was hilft nun wirklich gegen Leinenaggression?
Das Wichtigste, jedoch auch das Schwierigste ist, dass du selber locker bleibst. Ich weiß, das ist nicht einfach. Du hast bestimmt schon viele abschätzende Blicke erlebt, eventuell sogar abfällige Kommentare. Lerne, dies auszublenden. Dein Hund spürt deine Unsicherheit, benötigt aber gerade jetzt Sicherheit und Souveränität durch dich.
Bedenke, dass jedes Problem eine individuelle Lösung braucht! Ich habe dir hier eine Erste-Hilfe-Lösung zusammengestellt, wenn dein Hund eine Leinenaggression hat.
Sei locker und cool
Dein Hund übernimmt deinen Stresspegel. Deshalb sei locker. Wenn du dich bereit machst, für den Spaziergang, denk nicht an die Probleme, sondern etwas Schönes. Draußen scannst du nicht wie üblich die komplette Umgebung ab, sondern konzentrierst dich auf einen Punkt in weiter Ferne und atmest mit tiefen zügen.
Dadurch verändert sich deine Körperhaltung und deine Energie. Dies überträgt sich 1:1 auf deinen Hund. Lächle dabei. Auch wenn dies jetzt blöd klingt, aber Lächeln entspannt unendlich viele Muskeln.
Lasse Probleme links liegen
Du weißt ja, wann dein Hund an der Leine ausrastet. Versuche, in der Anfangsphase des Trainings Konfrontationen zu vermeiden, in dem du ihnen aus dem Weg gehst. Teilweise reicht schon ein großer Bogen. Wenn es anders nicht geht, geh denselben weg zurück.
Gib deinem Hund keine Möglichkeit mehr, in das erlernte Verhaltensmuster zu fallen.
Lerne deinem Hund ein alternatives Verhalten
Dein Hund liebt seinen Ball? Oder sein Lieblingsleckerli? Dann hast du bereits gute Voraussetzungen.
Wenn du jetzt in eine Situation kommst, in der du weißt: gleich rastet er aus, ist es ganz wichtig deinen Hund zu lesen. Dein Hund darf sein Gegenüber anschauen.
Gib deinem Hund das Kommando “Schau”. Kennt er dies nicht, baue dies vor dem Training auf. Sobald dein Hund dich anschaut, lobst du ihn in den höchsten Tönen. Du darfst es ruhig übertreiben. Dein Hund muss wissen, was für eine super tolle Leistung er erbracht hat!
Danach führst du ihn aus der Situation.
Dies wiederholst du so oft wie möglich. Mit der Zeit wirst du merken, dass sich der Individualabstand deines Hundes zu dem Auslöser verringern wird.
Tipp: Punktgenau Bestätigen mit dem Clicker
Kennst du das Clickertraining? Mit dem Klicker ist es dir möglich, punktgenau eine Handlung zu bestätigen. Das “Schau” lässt sich sehr gut mit Hilfe des Clickers aufbauen.
Während des gesamten Trainings musst du darauf achten, dass der Hund in keine Situation kommt, wo er wieder leinenagressiv wird. Ansonsten müsst ihr wieder einen Schritt zurück.
Lese-Tipp: Du möchtest wissen, was zu tun ist, wenn ein unangeleinter Hund auf einen angeleinten Hund zustürmt? Erfahre in unserem Artikel „Unangeleinter Hund stürmt auf angeleinten Hund zu: Was tun?“ die besten Tipps und Tricks, um in solchen Situationen souverän zu reagieren. Lesen lohnt sich!
Was ist besser bei einem Leinenrambo: Halsband oder Geschirr?
Training für Verhaltensveränderung geht nicht von heute auf morgen. Deshalb ist es sinnvoll, in eine richtige Ausrüstung zu investieren.
Für Hunde mit einer Leinenaggression empfiehlt sich das Tragen eines Geschirres.
Das in die Leine springen mit einem Halsband kann auf Dauer gesundheitsschädlich für deinen Hund sein.
Wenn du mit deinem Hund an der Leine Gassi gehst, empfehle ich dir meinen Beitrag über: Hund beißt in die Leine?
Benötigt ein leinenagressiver Hund einen Maulkorb?
Wenn du weißt, dass sich dein Hund gerne auf Artgenossen stürzt, ist das Tragen eines Maulkorbes empfehlenswert. Achte darauf, dass du dich betreffend des Maulkorbes in einem Fachgeschäft beraten lässt und das Tragen positiv aufbaust.
Dadurch, dass dein Hund einen Maulkorb trägt, wirst auch du gelassener. Du weißt nun genau, es kann nichts Ernsthaftes passieren. Diese Gelassenheit überträgt sich dann auf deinen Hund.
Fazit
Ein Hund mit einer Leinenaggression ist nicht nur für den Hund, sondern auch für dich eine sehr anstrengende Situation.
Jeder Hund ist individuell. Aber wenn du dir ein fundiertes Wissen über die Körpersprache deines Hundes aneignest, genügend Zeit für ein intensives Training nimmst und nicht den Mut verlierst, ist die Leinenaggression lösbar.
Viele weitere Tipps und Übungen findest du in unserer Hundeerziehungs-Bibel, in der dieses Thema tiefgründiger erfasst wurde.