Während Angst vor anderen Hunden bei Welpen zunächst ein ganz normaler Schutzmechanismus ist, sieht das bei erwachsenen Hunden ganz anders aus.
Meist liegen hier ernsthafte Hintergründe vor. Generell solltest du die Angst deines Hundes vor anderen Hunden nicht auf die leichte Schulter nehmen und der Ursache nachgehen.
Damit du Gründe für die Angst deines Hundes zu erkennen und beseitigen kannst, haben wir dir in diesem Beitrag die wichtigsten Fakten rund um das Thema Hund hat Angst vor anderen Hunden zusammengefasst.
Hund hat Angst vor anderen Hunden: Ursachen & Symptome
Hat dein Hund oder Welpe Angst vor anderen Hunden, ist das oft nicht auf Anhieb zu erkennen.
Ob dein Hund Angst hat, bemerkst du, wenn mindestens eines der folgenden Symptome ersichtlich ist:
Wegrennen
Hat ein Hund Angst, reagiert er darauf instinktiv mit Kampf oder Flucht. Dabei ist letzteres meistens die erste Wahl.
Aggression
Hunde reagieren aus Angst vor anderen Hunden oft aggressiv. Zu einer Aggression kommt es aber meist erst, wenn eine Flucht nicht möglich ist, beispielsweise in einem geschlossenen Raum.
Zittern
Wie auch beim Menschen wird auch bei Hunden bei großer Angst Adrenalin ausgeschüttet. Dadurch kommt es zu Kontraktionen der Muskeln, die zu Zittern führen.
Eingezogene Rute
Zieht ein Hund seinen Schwanz zwischen die Hinterbeine ein, deutet das auf Unsicherheit oder eben Angst hin.
Verstecken
Sind andere Hunde präsent, verstecken sich ängstliche Hunde gerne hinter ihrem Besitzer oder Gegenständen, um sich quasi unsichtbar zu machen.
Fiepen oder Winseln
Hat ein Hund Angst, kann er das auch kommunizieren. Dieses äußert sich oft durch Fiepen und Winseln.
Teilnahmslosigkeit
Dein Hund verzichtet plötzlich auf sein Lieblingsspielzeug oder sogar Leckerlis, sobald ein anderer Hund in der Nähe ist.
Lippenlecken
Leckt dein Hund sich in Gegenwart anderer Hunde die Lippen, zeigt er damit seine Unterwürfigkeit. Das Lippenlecken ist dabei ein natürlicher Schutzmechanismus bei Ängsten.
Anhand der vorangegangenen Symptome erkennst du, wann dein Hund Angst hat. Mit dieser Erkenntnis können wir an die möglichen Ursachen herangehen.
Mangelnde Sozialisierung
Gerade unerfahrene Hundebesitzer interpretieren den Begriff Sozialisierung falsch oder unvollständig.
Eine Sozialisierung beinhaltet nicht nur, dass ein Hund mit seiner Familie, Kindern und fremden Menschen gut klarkommt, sondern auch, dass er verträglich mit Artgenossen, aber auch anderen Tieren wie Katzen, Kühe oder Pferden gut verträglich ist.
Das Auskommen mit anderen Tieren wird dabei oft vernachlässigt. Eine Sozialisierung beginnt bereits im Welpenalter.
Je später man damit beginnt, desto schwieriger wird es und führt dann oft nur mithilfe eines Hundetrainers zum Erfolg.
Dieser Umstand ist oft bei Hunden aus “zweiter Hand” zu beobachten, deren Erstbesitzer die Sozialisierung versäumt haben.
Reizüberflutung
Hunde haben einen großen Weitblick (bis zu 270 Grad Blickwinkel) und sehen selbst in der Nacht etwa fünfmal besser als Menschen.
Dass Hunde auch um ein Weites besser hören und riechen können als wir, muss wohl nicht erwähnt werden.
Gerade in Hundeparks, in dicht besiedelten Großstädten oder in ungewohnter Umgebung treffen so tausende Reize auf deinen Hund ein, die ihn ängstlich machen können.
Eventuell hat dein Hund kein Problem, beim Gassigehen dem ein oder anderen Hund zu begegnen, im Hundepark wird es ihm aber vielleicht zu viel.
Gewöhne deinen Hund in einer ruhigen Umgebung zunächst an einen, vielleicht sogar ihm bekannten Hund. Nach und nach kannst du die Anzahl steigern.
Traumatische Erinnerungen
Dein Hund hat nie Ängste vor anderen Hunden gezeigt. Seit er angegriffen und verletzt wurde, hat sich das geändert?
Hier handelt es sich eventuell um eine Angststörung. Das vergangene negative Erlebnis hat ihn für die Zukunft traumatisiert.
Um deinem Hund die Angst zu nehmen, assoziiere das Zusammentreffen mit anderen Hunden mit etwas Positivem wie einem Leckerli.
Das wird nicht beim ersten Mal klappen. Geduld und Einfühlungsvermögen deinerseits sind also gefordert.
Erziehung und Gewalt
Natürlich schlägst du deinen Hund nicht. Aber dein Hund hatte bereits einen Vorbesitzer, der das vielleicht etwas anders sah?
Allerdings gibt es auch Hunderassen, die auch auf verbale “Gewalt” äußerst sensibel reagieren.
Ängste, die aus Gewalt entstanden sind, führen zu einer generellen Unsicherheit. Diese macht sich dann auch beim Kontakt mit anderen Hunden bemerkbar.
Gut zu wissen:
Man möchte es nicht glauben, aber der massive American Pit Bull Terrier ist ein wahres Sensibelchen.
Schläge verzeiht er so gut wie gar nicht, aber auch bereits wiederholtes Anschreien können bei dieser Rasse zu einem Angsttrauma führen.
Unabsichtliche Erziehungsfehler
Bei der Erziehung von Hunden solltest du zwei grundlegende Punkte beachten:
- Hunde wiederholen belohntes Verhalten
- Hunde vermeiden bestraftes Verhalten
Das erklärt typische Erziehungsfehler. So kann dein Hund die Angst vor anderen Hunden “versehentlich” erlernt haben.
Das kommt unter anderem vor, wenn du beispielsweise mit deinem Hund schimpfst, wenn er sich anderen Hunden freudig nähert und zu spielen beginnen will.
Auch die Übervorsichtigkeit mancher Hundebesitzer trägt zur Angst bei.
Wenn du bereits von Weitem die Straßenseite wechselst, sobald sich ein anderer Hund nähert und an der Leine zieht und nervös ist, assoziiert dein Hund die Begegnung mit dem Artgenossen als etwas Negatives.
Natürlich möchtest du Konfrontationen vermeiden. Aber je mehr gesunden Kontakt dein Hund zu Artgenossen hat, desto geringer ist die Gefahr einer Konfrontation.
Bleibe bei der Begegnung mit anderen Hunden zwar wachsam, aber dabei gelassen. Sollte der andere Hund tatsächlich aggressiv sein, bist du dennoch Herr der Lage.
Unterwürfigkeit
Hunde bilden instinktiv Hierarchien. Daher ist es normal, wenn sie sich manchmal unterwürfig gegenüber anderen Hunden zeigen.
Zeigt sich dein Hund gegenüber Artgenossen oft oder gar immer unterwürfig, kann das wiederum verschiedene Ursachen haben.
Dazu gehören unter anderem ein geringes Selbstvertrauen oder ein gewaltvoller Umgang. Ein bestehendes Trauma oder dein Hund war das unterste Rangmitglied im Wurf kann eine weitere Ursache sein.
Gerade sehr kleine Hunderassen sind von der Unterwerfung betroffen.
Vielleicht ist das auch der Grund, warum die kleinsten Hunde am lautesten bellen. Durch diese Art der Aggression überspielen sie ihre Angst.
Erkrankungen
Es ist selten, kommt aber durchaus vor, dass ein Hund krankheitsbedingt Angst vor anderen Hunden hat.
Beim Cushing-Syndrom werden zu viele Stresshormone produziert. Dadurch befinden sich betroffene Vierbeiner ständig in einer Art Flucht-Modus.
Gerade ältere Hunde haben das Risiko einer Demenz. Dieses Krankheitsbild kann ebenfalls zu Ängsten vor anderen Hunden führen.
Welpe Angst vor anderen Hunden – Ist das bei einem Welpen normal?
Welpen haben in den ersten Wochen und Monaten ihres Lebens noch keine oder wenig Erfahrungen mit Artgenossen außerhalb des eigenen Wurfes gemacht.
Dass ein kleiner Welpe bei den ersten Begegnungen mit fremden Hunden unsicher oder gar ängstlich reagiert, ist völlig normal und ist sogar ein instinktiver Schutzmechanismus.
Ist der Welpe der letztgeborene des Wurfes, hat er innerhalb seiner Wurffamilie bzw. seines Rudels den niedrigsten Rang. Er unterwirft sich allen, die über ihm stehen. Dieses Verhalten kann sich für die Zukunft prägen.
Auch traumatische Ereignisse, wie Angriffe oder Verletzungen durch andere Hunde bereits bei den ersten Begegnungen kann sich in das zukünftige Verhalten manifestieren.
Was ist die Angstphase bei Welpen und wie lange dauert diese?
Hunde durchleben zwei hormonelle Phasen, in denen sie ängstlicher sind als sonst. Die erste Phase findet zwischen der 8. und 10. Lebenswoche statt.
Je nach Rasse erfolgt die zweite Phase zwischen dem 6. und 14. Lebensmonat.
Innerhalb dieser Zeitfenster hat dein Hund vor fast allem Angst und selbst Kleinigkeiten können große Auswirkungen für die Zukunft nach sich ziehen.
Was kann ich tun, wenn mein Hund Angst vor anderen Hunden hat?
Bei dieser Frage kommt es auf die Ursache an. Oft liegt die Lösung bereits in der Ursache begründet.
Sozialisierung
Ein grundlegender Punkt, um Ängste zu vermeiden, sind Erziehung und Gewöhnung.
Damit dein Vierbeiner mit Artgenossen gut klarkommt und keine Ängste zeigt, ist eine frühzeitige Sozialisierung wichtig.
Führe deinen Hund frühzeitig an Artgenossen heran, um ihm zu zeigen, dass er vor ihnen keine Angst zu haben braucht. Hierzu ist jedoch ein wenig Erfahrung und Feingefühl notwendig.
Hilfreich sind hier Welpenschulen oder Hundeschulen. Die Profis haben die Erfahrung und den Blick dafür, welche Hunde innerhalb der Gruppe zusammen verträglich sind und welche nicht.
Erziehung und Haltung
Du hast Angst vor Konfrontationen mit anderen Hunden bzw. deren Besitzern und vermeidest deshalb den Kontakt?
Natürlich solltest du deinen Hund nicht wahllos auf jeden anderen Hund zugehen lassen.
Bleibst du jedoch selbst souverän, hast du bereits die halbe Miete. Möchte dein Hund den anderen erkunden oder begrüßen, lass ihn, außer dessen Besitzer signalisiert, dass er das nicht will.
Reiße ihn aber dann nicht weg, sondern lenke ihn ab und vermittle nicht den Eindruck, der Kontakt sei etwas Schlechtes.
Traumata
Bei Ängsten aufgrund schlechter Erfahrungen benötigst du viel Geduld und Einfühlungsvermögen, um deinem Hund die Angst vor Begegnungen zu nehmen.
Hilfreich sind hier Leckerlis, Hundespielzeuge und ein möglichst vertrauter außenstehender Hund, um das Vertrauensverhältnis wieder aufzubauen.
Spielzeuge sind dabei eher die zweite Wahl, da der fremde Hund ranghöher sein könnte und das Spielzeug an sich reißt und somit noch die Angst verstärkt. Du merkst also, nicht so ganz einfach.
Hier kann jedoch ein professioneller Hundetrainer zur Seite stehen.
Fazit
Anfängliche Berührungsängste mit anderen Hunden bei Welpen sind ganz normal, obgleich diese zu echten Ängsten führen können, wenn du diesen nicht direkt entgegenwirkst.
Ängste gegenüber anderen Hunden bei erwachsenen Hunden entgegenzutreten, gestaltet sich meist etwas schwieriger, ist aber kein unlösbares Problem.
Was sind deine Erfahrungen mit Angsthunden? Wir freuen uns auf deinen Kommentar.