Es ist noch gar nicht lange her, da war es eine gängige Erziehungsmethode, einen meist noch jungen Hund am Nacken zu packen und kräftig durchzuschütteln.
Forscher glaubten, dieses Verhalten bei Wölfen gesehen zu haben, und hielten es für eine Art Zurechtweisung des Junghundes.
Zum Glück ist auch die Tierforschung nicht stehen geblieben, und so weiß man heute, dass diese Form der Maßregelung von Hunden nicht nur falsch, sondern auch gefährlich ist.
Im folgenden Beitrag erfährst du, warum das so ist und welche alternativen Erziehungsmethoden es gibt.
Darf man einen Hund am Nacken packen?
Die Antwort auf die Frage, ob man einen Hund am Nacken packen darf, ist ein klares Nein. Der Grund ist leicht nachvollziehbar, wenn man sich das Verhalten von Wölfen genauer anschaut.
Eine Wölfin packt einen Welpen einzig und allein im Genick, um ihn von A nach B zu transportieren. Das tut sie ganz sanft und vorsichtig.
Das Jungtier verfällt in eine Tragestarre. Würde es zappeln, dann könnte die Mutter ihr Maul nicht mehr öffnen, um es wieder freizulassen.
Wichtige Funktion für die Jagd
Diese natürliche Funktion des Fangs hat den Zweck, die Beute zu sichern. Ein zappelndes Etwas könnte sonst entkommen.
Der nächste Schritt ist es, das Beutetier so lange zu schütteln, bis es tot ist. Erst dann kann der Fang wieder geöffnet und die Beute losgelassen werden.
Bedeutung für den Hund
Auf einen Welpen übertragen, heißt das demnach, wenn die Mutter ihn am Genick packt: “Ich töte dich jetzt!”
„Wer seinem Hund in den Nacken greift und schüttelt, bestraft ihn nicht, der Hund wertet das als Übergriff“, erklärt Angela Bartels, Fachärztin für Verhaltenskunde und Tierschutz, im Focus.
Positive Verstärkung statt Dominanz
Die Folge dieser Erziehungsmethode waren reihenweise gefährliche Hunde, die jegliches Vertrauen in den Menschen verloren haben.
Heute weiß man das. Statt drastischer Methoden wie dieser oder beispielsweise auch dem Drücken des Hundes auf den Boden setzt man auf positive Verstärkung.
Lese-Tipp: Vergisst ein Hund Schläge? Ein Hunde-Experte klärt auf! Du solltest unbedingt unseren Artikel zu dem Thema vergisst ein hund schlage lesen, um fundierte Einblicke in das Verhalten von Hunden und den Umgang mit ihnen zu erhalten.
Welche Alternativen gibt es zum Packen eines Hundes am Nacken?
In den vergangenen Jahren ist man in der Hundeerziehung davon abgekommen, auf Strafen oder Dominanz zurückzugreifen.
Dafür sind alternative Erziehungsmethoden in den Vordergrund gerückt, die gewünschtes Verhalten fördern und negatives einfach ignorieren.
Die bekanntesten alternativen Erziehungsmethoden sind:
- Belohnungstraining
- Clickertraining
- Arbeiten mit verbalen Kommandos
- Arbeiten mit Körpersprache
Sie zielen darauf ab, Fortschritte in die richtige Richtung zu belohnen und so das gewünschte Verhalten auf natürliche Weise zu entwickeln.
Diese Methoden stärken zudem das Vertrauen des Hundes in seinen Halter und festigen die Bindung zwischen beiden.
💡 Wichtig zu wissen
Hunde kommunizieren hauptsächlich durch Körpersprache. Es ist daher wichtig, dass Halter auf ihre Körpersprache achten und keine dominanten Signale senden.
Lese-Tipp: Entdecke, wie du deinen pelzigen Begleiter optimal und schonend hebst. Erfahre in unserem Artikel alles Wichtige zum Thema „Hund richtig tragen“ und sorge so für das Wohlbefinden deines Vierbeiners.
Gibt es Ausnahmefälle, in denen man seinen Hund am Nacken packen darf?
Es kann durchaus Situationen geben, in denen ein Hund im Nacken gepackt und festgehalten werden muss.
Das kann etwa bei einer tierärztlichen Untersuchung der Fall sein, um ihm Medikamente zu verabreichen oder ihn aus einer brenzligen Situation zu befreien.
Wie erwähnt, trägt auch die Hündin ihre Welpen, indem sie sie am Nacken packt und hochhebt.
Wichtig ist aber, das sehr sanft zu tun und ruckartige Bewegungen zu vermeiden. Der Hund sollte in dieser für ihn so stressigen Situation möglichst ruhig gehalten werden.
Von Vorteil ist es auch, den Hund langsam an das Halten im Nacken zu gewöhnen. Auch das gelingt am besten durch positive Verstärkung in folgender Form:
- Streicheln
- Loben
- Belohnen
Welche Auswirkungen hat das Packen am Nacken auf die Beziehung?
Die Verschiebung in der Hundeerziehung von dominanzbasierten Methoden zu positiver Verstärkung ist das Ergebnis wachsender Erkenntnisse.
Erziehung mit Strenge und Härte führt je nach Hundecharakter zu Aggressionen oder eben grenzenloser Angst.
Früher glaubte man, dass es in einem Wolfsrudel eine von Dominanz geprägte Hierarchie gibt.
Heute ist es die allgemein anerkannte Meinung, dass Wölfe in sozialen Strukturen leben und schon einer erfolgreichen Jagd wegen kooperieren müssen.
Dominanz ist völlig fehl am Platz. Im Gegenteil: Werden Hunde wiederholt unsensibel und grob behandelt, kann das Ängste und Unsicherheiten auslösen.
Ängstliche Rudelmitglieder können keine guten Jäger sein und würden das Überleben des Rudels gefährden.
In der Hundeerziehung kommt hinzu, dass der Hund negative Erfahrungen wie den Nackengriff direkt mit dem Halter verknüpft.
Der Hund verliert das Vertrauen. Im schlimmsten Fall kann das zu einer ernsthaften Beeinträchtigung der Bindung zwischen Hund und Halter führen.
Deshalb ist es ratsam, im Umgang mit dem Hund immer geduldig, einfühlsam und respektvoll zu sein und die Erziehung auf positive Verstärkung aufzubauen.
Welche Erfahrungen hast du mit der Erziehung deines Hundes gemacht? Teile sie uns gerne in einem Kommentar mit!