„Nein, der Hund muss nicht gebadet werden, der soll so aussehen.“
Besitzer von Wischmop Hunden, also Hunden mit sogenannter Schnüren-Behaarung, haben es nicht leicht.
Das Fell der Hunde formt ganz natürlich Dreadlocks, verfilzt also zu Schnüren.
Das ist keine modische Frisur, sondern hilft gegen Kälte und Tierbisse.
In Deutschland sind sie eher selten anzutreffen – dabei sind Hunde wie die Nr. 2 doch wirklich aufsehenerregend!
1. Puli
Der Puli ist eine alte Hütehundrasse aus Ungarn. Der Plural lautet Pulik.
Die Magyaren brachten sie schon vor über 1.000 Jahren mit, als sie in Osteuropa sesshaft wurden.
Die Ungarn fühlen sich der Rasse sehr nah und betrachten sie eher als Familienmitglied, denn als Nutztier.
Es gibt sogar das ungarische Sprichwort: „Es ist kein Hund, es ist ein Puli“, wenn man ausdrücken möchte, dass etwas besonders wichtig ist.
Umso tiefer war der Schlag, als die Habsburger in Österreich-Ungarn die Zucht ungarischer Hunde und damit auch des Puli, bis 1867 verbot.
Die Fellschnüre beginnen sich zwischen dem 1. und 2. Lebensjahr zu bilden, wenn sich die feine Unterwolle und Deckhaar verfilzen.
Das Fell ist immer entweder pechschwarz, perlweiß oder falb mit schwarzer Maske. Da sich auch das Fell im Gesicht verfilzt, können die Dreadlocks dem Puli die Sicht versperren.
Mit einem Puli gewinnt man einen wachsamen Hütehund, der viel und laut bellt. Er ist aber auch sehr unabhängig und kann deswegen gut alleine bleiben.
Als Welpen sind sie noch sehr wasserfreudig, doch mit zunehmender Verfilzung des Fells verliert sich das. Denn die Schnüre saugen sich schnell voll und werden dann sehr schwer.
Gut zu wissen:
Nichts für feine Nasen: Bei Nässe müffelt ein Puli aufgrund seiner Fellstruktur mehr als andere Hunde.
2. Komondor
Auch der Komondor stammt aus Ungarn und ist mit dem Puli verwandt.
Seinen Namen verdankt er dem Volksstamm der Kumanen, die auch als Kiptschak oder Polowzer bekannt sind.
Er ist der sprichwörtliche große Bruder, den man Rüpeln androht: Mit ihm will man sich nicht anlegen.
Mit 80 cm und 60 kg ist er sowohl doppelt so groß wie auch doppelt so schwer wie die Pulik.
Er zeigt einen starken Wachinstinkt und begegnet Fremden überaus misstrauisch.
Da er dabei meist laut bellend anschlägt, ist er als Wohnungshund nur für diejenigen Halter geeignet, die ihre Nachbarn hassen.
Wird er als Wachhund eingesetzt, verteidigt er sein Territorium und sein Menschenrudel furchtlos und notfalls auch blutig.
Erschwerend kommt hinzu, dass sein Fell die Augen und einen Großteil des Gesichts verhängt. Dadurch ist für Menschen sein Gemütszustand schwieriger zu lesen.
Halter sollten deswegen bereits über Erfahrung mit Wachhunden verfügen, bevor sie sich einen Komondor zulegen.
Das Fell des Komondor ähnelt dem Puli in jeder Hinsicht. Auch er bildet ab dem 1. oder 2. Lebensjahr die charakteristischen Verfilzungen.
Aufgrund seiner Größe ist eine sorgfältige Fellpflege unabdingbar, da es sonst zu schwer wird und Hautprobleme verursacht.
3. Bergamasker Hirtenhund
Der fröhliche Bergamasker Hirtenhund ist neben dem Maremmaner Hirtenhund die älteste Hunderasse Italiens.
Sein Fell soll nach Rassestandard im Kopf- und Nackenbereich nicht verfilzen, was im italienischen „Doppio Pelo“ genannt wird.
Auch sollen Halter den Bauch der Hunde scheren und die Zotteln nur an den Seiten davon herunterhängen lassen.
Farblich bewegt sich der Bergamasker Hirtenhund passend zu seiner bergigen Heimat in allen Schattierungen von Grau, wobei selten auch weiße Abzeichen vorkommen.
Wie der Name verrät, arbeitete der intelligente Vierbeiner früher vornehmlich als Hilfshund für Schafhirten.
Seine Aufgaben waren sowohl das Hüten und Bewachen wie auch der Schafstrieb.
Sein Wachinstinkt ist für einen Hütehund aber vergleichsweise gut händelbar. Daher findet er heute in vielen Bereichen neue Einsatzmöglichkeiten.
Als Familienhund begeistert die Kleinen und Großen, aber auch mit anspruchsvollem Hundesport gewinnt man sein Herz.
Allerdings darf der Ehrgeiz im Agility nicht zu groß werden, denn der behäbige Vierbeiner läuft gerne, aber langsam.
Sein umgängliches Wesen in Anwesenheit ihm vertrauter Menschen machen ihn außerdem zu einem klasse Therapie- und Besuchshund.
Auch anderen Tieren und sogar Katzen begegnet er freundlich und zugewandt.
Da er normalerweise keinerlei Höhenangst besitzt, findet man ihn auch gelegentlich in Rettungshundestaffeln.
Vorsicht: Selber Hunden Dreadlocks drehen
Einige Hunderassen besitzen ebenfalls ein Fell, das sich für Dreadlocks eignet. Sie bilden sie jedoch nicht von Natur aus.
Besitzer, die ihren Vierbeiner eine solche Frisur verpassen möchten, müssen darauf achten, dass dies nicht zur Qual für ihre Lieblinge wird.
Verfilztes Fell kann schmerzhaft ziepen und Hautausschläge verursachen. Es speichert Hitze, was diese Hunde nicht gewöhnt sind und zu ernsthaften Problemen führen kann.
Auch kann sich in nassem Fell schlimmstenfalls ein Pilz ansiedeln.
Eine solche Prozedur gehört daher unbedingt in erfahrene Hände eines zertifizierten Hundefriseurs.
Hunde, deren Fell sich für Dreadlocks eignet, sind z.B. Pudel, Havaneser und Wasserhunde wie der Lagotto Romagnolo oder der Irish Water Spaniel.