Die Adoption von ängstlichen Hunden aus dem Ausland hat in den letzten Jahren und nicht zuletzt während der Pandemie-Zeit stark zugenommen.
Wir freuen uns darüber, dass immer mehr Menschen auch diesen Tieren die Chance auf ein liebevolles und artgerechtes Zuhause bieten, denn sie haben es sowas von verdient!
Da viele Hunde aus Rumänien, Ungarn, Tschechien, Portugal, Spanien und vielen anderen Ländern dieser Welt stark traumatisiert sind und Schlimmes erlebt haben, ist es wichtig sich vor der Adoption ausführlich zu informieren, was ein solches Überraschungs-Paket mit sich bringen kann.
Wie du die ersten Tage mit deinem Hund aus dem Ausland am besten gestaltest und wie du ihm die Eingewöhnung bei dir erleichtern kannst, erfährst du in diesem Artikel.
Kurz & Knapp: Hund aus dem Ausland eingewöhnen – so klappt’s garantiert!
Hast du dich entschieden, einen Angsthund aus dem Ausland zu adoptieren, darfst du dich auf ein kleines Überraschungs-Paket freuen. Diese Herausforderung könnt ihr gemeinsam meistern indem ihr viel Ruhe, Geduld, Liebe und Respekt an den Tag legt.
Hunde lieben klare Regeln und Strukturen, also biete auch deinem Hund von Anfang an Sicherheit durch Grenzen und sich wiederholende Rituale zum Beispiel in Bezug auf Gassi,- Fressi-, oder Ruhezeiten.
Überfordere deinen Hund nicht, er hat genug damit zu tun seine Traumata aufzuarbeiten und die neuen Eindrücke zu verarbeiten. Dafür benötigt er vor allem eines: ausreichend erholsamen Schlaf!
Wenn du keine Erwartungen an den Hund hast, kann eigentlich nichts schiefgehen!
Du kannst auch gerne in unserer Hundeerziehungs-Bibel nachschauen. Dort findest du viele hilfreiche Tipps für einen entspannten Umgang mit deinem Hund!
Angsthunde aus dem Ausland vs. Hunde vom Züchter
Es gibt einige gravierende Unterschiede zwischen Tierschutzhunden, vor allem per Direktadoption aus dem Ausland und Hunden vom Züchter vor Ort. Damit du die richtige Entscheidung treffen kannst, solltest du dir folgende Tabelle durch den Kopf gehen lassen:
Angsthund aus dem Ausland | Hund vom Züchter |
Ist nicht an Zusammenleben mit Menschen gewöhnt | Werden von klein auf an das Zusammenleben gewöhnt |
Hat evtl. schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht oder ist sogar traumatisiert | Hat wahrscheinlich viele positive Erfahrungen mit Menschen gemacht und wächst behütet auf |
Hat enormen Flucht- und Überlebensdrang, da er sich auf der Straße selbst schützen und versorgen musste | Musste noch nie Hunger leiden oder um sein Leben kämpfen. Beste Voraussetzungen für einen gechillten Hund |
Bock auf ein Überraschungs-Paket? Meistens kannst du den Hund vor der Adoption nicht kennenlernen! | Bereits im Welpenalter kannst du deinen neuen Schützling besuchen und ihr könnt euch ausgiebig beschnuppern. |
Die ersten Tage mit dem Hund aus dem Ausland
Zieht bei dir ein Hund aus dem Tierschutz ein, beginnt für euch beide eine spannende und herausfordernde Zeit. Sowohl körperlich als auch emotional kann so ein wildes Tierchen dich an deine Grenzen bringen.
Und wenn er noch so ängstlich ist, dein Mitleid wird ihm nicht helfen. Mitleid ist kein hündisches Gefühl, er wird es also nicht deuten können und du sorgst mit übermäßigem Verhätschel eher für Verwirrung.
Sucht dein Hund jedoch bei dir Schutz, gibst du ihm diesen selbstverständlich!
Mit viel Ruhe und Geduld werdet ihr euch schon eingrooven. Dein Hund muss dich erst einmal kennenlernen, genau wie du ihn! Er darf jetzt erfahren, dass nicht jede Hand ihn schlägt und dass er immer ausreichend zu Fressen hat.
Tipp:
Um eine Bindung aufzubauen und den Hund an die Hand zu gewöhnen, kannst du ihn die ersten Tage/Wochen einfach aus der Hand füttern. So nimmt er auch deinen Geruch intensiv wahr.
Tierschutzhund will nicht Gassi gehen?
Alles ist so gruselig, dass dein Angsthund sich gar nicht aus dem Haus traut? Dazu sei vorweg gesagt: Er muss!
Leider hilfst du deinem Hund gar nicht, wenn du ihn still und verängstigt in seiner Ecke sitzen lässt und ihm die Gassi-Runden ersparst. Er weiß noch nicht, was für tolle Abenteuer dort auf ihn warten und du musst es ihm schmackhaft machen.
Hilfreich kann zum Beispiel sein, ein befreundetes Hund-Halter-Gespann zu fragen, ob ihr gemeinsam gehen könnt.
Den meisten Tierschutzhunden fällt es leichter, sich am Anfang an anderen Artgenossen zu orientieren als am merkwürdigen Menschen, der ihnen in der Vergangenheit so viel Schlechtes zugefügt hat.
Vielleicht lässt sich dein Angsthund auch mit Leckerchen locken?
Probiere es aus! In jedem Fall solltest du ihn draußen ordentlich loben und dafür sorgen, dass er viele positive und bestenfalls keine negativen Erlebnisse hat. So wird dein Tierschutzhund Gassi gehen bald lieben!
Mehr zum Thema „Mein Hund will nicht Gassi gehen“ findest du in meinem Artikel hier.
5 hilfreiche Tipps, damit dein Angsthund sich schnell bei dir eingewöhnen kann
Hund aus Rumänien? Wenn du diese Tipps befolgst, wird dein Tierschutzhund es leichter haben, sich in der neuen Umgebung mit all den neuen Menschen einzugewöhnen:
Überfordere deinen Schützling nicht
Lasse deine schüchterne Hundeschnauze ganz in Ruhe ankommen. Die Transportbox in der du ihn nach Hause gebracht hast ist der perfekte Rückzugsort.
Stelle sie in einer ruhigen Ecke auf und gehe einfach deinem gewohnten Tagesablauf nach. Bei einem Angsthund ist es umso wichtiger, ihn nicht zu bedrängen und von sich aus auf dich zukommen zu lassen.
Lass ihn sich in Ruhe und in seinem Tempo umschauen und alles erkunden. Es wird ihm helfen, wenn du ihn einfach ein bisschen ignorierst.
Regeln & Strukturen bieten Sicherheit
Du kannst die Samthandschuhe gerne ausziehen, sie helfen deinem Angsthund nämlich gar nicht. Was ihm helfen wird, sind klare Regeln und Strukturen und zwar von Tag 1 an. Es wäre zu recht merkwürdig für ihn, wenn er in den ersten Wochen alles darf und dann plötzlich doch nicht mehr.
Hunde lieben Grenzen und du verschaffst dir dadurch direkt eine höhere Position in eurem kleinen Rudel. Dein Hund wird dir eher vertrauen, wenn du ihm klare Ansagen machst als, wenn er dein Verhalten nicht deuten kann.
Verschaffe deinem Hund ausreichend Ruhe
So eine Eingewöhnung in ein neues Leben ist aufregend genug. Sorge dafür, dass in den ersten Wochen nach der Ankunft nicht zu viel Trubel im Haus herrscht. Reduziere vorerst das Einladen von Besuch und überfordere deinen Hund nicht gleich durch tausende von Ausflügen und immer neue Eindrücke.
Dein Hund braucht jetzt viel Zeit zum Schlafen, denn da verarbeitet er, was er erlebt und erlebt hat!
Mache ihn mit seinem Revier vertraut
Auch wenn es dir langweilig erscheint, dein Hund erlebt gerade einen kompletten Lebenswandel und hat es einfacher, wenn du zu Beginn immer dieselben Runden mit ihm läufst.
So kann dein Schützling sich langsam mit der neuen Umgebung vertraut machen und wird die Wege nach ein paar Tagen schon viel selbstsicherer laufen. Nach ein paar Wochen kannst du den Radius langsam ausweiten.
Nicht zu viel Action bitte!
Ihr werdet noch ausreichend Zeit für Abenteuer und actionreiche Ausflüge haben. Zu Beginn darfst du darauf gerne verzichten. Erkundet euer Revier, damit dein Hund weiß wo er hingehört.
Kurz gesagt: So kannst du ängstliche Hunde aus dem Ausland an eine neue Umgebung gewöhnen
Mit viel Liebe, Ruhe, Geduld, Konsequenz, Respekt, und Leberwurst kommt auch bald das nötige Vertrauen.
Am besten hast du keinerlei Erwartungen an deinen Tierschutzhund!
Du lässt ihn einfach ankommen und Hund sein. Lasst euch Zeit, um euch aneinander zu gewöhnen. Du wirst schnell merken, mit welchen Situationen dein neuer Hundekumpel Schwierigkeiten hat und kannst dann gezielt darauf eingehen.
Für den Anfang ist es wichtig, dass du den Hund nicht überforderst und dafür sorgst, dass er mit der Zeit viele positive Erfahrungen mit anderen Menschen und Hunden macht (nachdem er sich einige Wochen ganz in Ruhe eingewöhnt hat).
Möchtest du mehr über das Verhalten unserer Hunde erfahren? Dann wirf doch mal einen Blick in unsere Hundeerziehungs-Bibel. Hier findest du wertvolle Tipps und Tricks für den richtigen Umgang mit deinem Hund.
2 Kommentare zu „Ängstliche Hunde aus dem Ausland? 5 Tipps zum Eingewöhnen“
Hallo zusammen, ich habe seit 2,5 Monaten einen Hund aus Rumänien, der alle anderen Hund und dessen Herrchen/Frauchen ständig anknurrt und dann total agressiv anfängt zu beißen. Ich meide seit dem fast alle Nachbarn, da die alle einen großen Bogen um uns machen. Hundeschulen nehmen mich mit dem Hund zwecks Beißatthacken auch nicht auf. Ich habe so viel versucht. Habe ein gutes Geschirr gekauft für normale und für Schleppleine. Hab es vor einer Begegnung mit Ablenken und in andere Richtung gehen versucht. Mit Leberwurst kurz vorm beißen. Straßenseite wechseln , aber reisst, zieht und springt knurrend an der Leine hoch. Sowie die Hunde weg sind ist er lammfromm. Kommt der nächste Mensch mit Hund um die Ecke geht alles von vorne los. Es ist ehrlich jetzt so, daß es keine schöne oder entspannende Zeit ist mit ihm. Eher sehr Nervenaufreibend. Im Garten habe ich eine ganz lange Laufleine an der er mich und meine Vermieterin sehen kann. Geht jemand am Zaun gassi reißt er alles um selbst mich mit Stuhl und fletscht und knurrt alle an die am Grundstück lang gehen mit Hund. Ich war vorher sehr relaxt , bin Rentnerin und hatte mein ganzes Leben lang Hund. Aber so einen , der einen an einen Punkt der “ Ohnmacht “ bringt noch nie. W a s kann ich da machen. Der Tierschutz nimmt ihn nicht zurück bzw wenn überhaupt, nur auf meine Kosten. Braue dringend Hilfe.
Ich weiß genau wie du dich fühlst. Wir haben auch so ein Überraschungspaket. Sie ist jetzt 1 1/2 Jahre bei uns und wir konnten schon Erfolge erzielen. Wir haben locker 7-8 Hundeschulen/Trainer hinter uns. Das beste, was uns jedoch geholfen hat, waren klare und strikte Regeln aufzubauen. Z. B. Nicht aufs Sofa, nicht in die Küche gehen, ins Bettchen schicken und bleiben, bis man es auflöst. Hätte nicht gedacht, dass sowas hilft, aber unsere Hündin ist sehr viel ruhiger geworden und gibt die Verantwortung uns. Am besten gewöhnst du deinem Hund auch einen Maulkorb an. Damit fühlst du dich auch sicherer beim Spaziergang und vermittelst deinem Hund das auch. Ich hoffe, dass ihr euch noch zusammen rauft. Aber ich weiß genau, wie es dir geht. Wir waren auch schon oft (und sind es immer noch) an dem Punkt, an dem man den Hund am liebsten abgeben möchte! Lg Angie