Wenn Tierärzte von einem liebeskranken Rüden sprechen, meinen sie kein romantischer Liebeskummer, sondern einen Hormonüberschuss, der Deinen Hund plagt.
Besonders in der Pubertät kann das für einen Rüden sehr stressig sein – und damit auch für sein Herrchen oder Frauchen.
Symptome eines liebeskranken Rüden
Ein liebeskranker Rüde ist schwer zu übersehen. Er jault, fiept und ist unruhig.
Manche Hunde verweigern oder vergessen zu essen in ihrem Erregungszustand.
Viele wollen sich beweisen und Hündinnen damit imponieren, was zu einer erhöhten Aggressionsbereitschaft führt.
Problematisch und unangenehm ist es, wenn ein liebeskranker Rüde seinen Sexualtrieb ausleben will und Menschen und andere Tiere besteigt.
Hund frisst nicht
Wie bei menschlichem Liebeskummer versagt auch einem liebeskranken Rüden schon mal der Appetit.
Denn er ist ständig abgelenkt durch seine Hormone und vergisst darüber seinen Hunger.
Das ist insbesondere dann der Fall, wenn er mit einer Hündin zusammenwohnt oder in der Nachbarschaft eine läufige Hündin ihm den Kopf – und die Nase – verdreht.
Ein, zwei Tage hungern ist aber kein Problem für einen gesunden Hund.
Du solltest aber ein Auge darauf haben, dass er danach sein Futter nicht gierig herunterschlingt, denn das kann zu Erbrechen oder schlimmstenfalls zu einer Magendrehung führen.
Macho-Gehabe
Auch Rüden sind nur Teenager und plustern sich gehörig auf.
In Hundesprache bedeutet das exzessives Markieren und Drohen oder sogar Aggression gegenüber anderen Rüden.
Leinenführigkeit ist plötzlich ein Fremdwort, viel wichtiger ist ihm das Beschnuppern und Belecken aller Hündinnen, die er trifft.
Dabei ignoriert er gänzlich deren Komfortzone und Körpersprache und wird daher von diesen durchaus schon mal gezwickt.
Erhöhter Bewegungsdrang
Unruhe ist nun der zweite Vorname Deines Rüden. Er scheint immer auf dem Sprung und bereit für einen Spaziergang.
Auf diesem zieht und zerrt er ganz ungewohnt, will jede Duftmarke mitnehmen und auf keinen Fall was verpassen.
Auch Zuhause hat er Hummeln im Hintern und kann sich selten lange auf etwas konzentrieren – selbst auf sein Lieblingsspielzeug.
Sexualisiertes Verhalten
Wenn die Hormone überhandnehmen, ist Dein Hund möglicherweise versucht, alles zu besteigen, was ihm in die Quere kommt.
Das kann Dein Bein sein oder ein Sofakissen, aber auch ein anderes Haustier.
Viele Rüden lecken auch penetrant an ihrem Geschlechtsteil, teilweise bis zum Samenerguss. Das ist ähnlich dem menschlichen Onanieren und nicht zu verwechseln mit dem üblichen Säubern.
Liebeskranker Rüde: Was kann ich tun?
Das Wichtigste ist, einen liebeskranken Rüde nicht zu vermenschlichen.
Ihn zu bedauern und deswegen sein Verhalten zu tolerieren hilft ihm nicht weiter und kann gerade einem jungen, pubertären Rüden dazu verleiten, sein Macho-Gehabe oder seine Besteigungsversuche beizubehalten.
Dennoch gibt es ein paar Mittel, um dem Hund die Hormonzeit erträglicher zu machen und die Nerven von Herrchen und Frauchen zu schonen.
Hausmittel für liebeskranke Rüden
Dem erhöhten Bewegungsdrang begegnet man am Besten mit erhöhter Aktivität.
Lange Spaziergänge in möglichst reizarmer Umgebung lasten ihn aus und helfen ihm so, seine überschießenden Hormone zu beruhigen.
Reizarm meint hier frei von anderen Hunden und gerade Hündinnen.
Verzichte dabei aber darauf, Deinen Rüden von der Leine zu lassen. Erschnüffelt er nämlich doch eine potenzielle Partnerin, ist Rückruf meist zwecklos und er schlimmstenfalls hinterher Vater.
Lebt eine Hündin mit im Haus, kann eine räumliche Trennung auf Zeit auch Wunder wirken.
Konsequente Erziehung
Einen Hund mit pubertärem Hormonpegel zu erziehen erfordert viel Geduld.
Übe Impulskontrolle mit viel Konsequenz. Sei nachsichtig, dass er länger brauchen wird als sonst, aber lass ihm kein Fehlverhalten durchgehen.
Gibt es Medikamente für liebeskranke Rüden?
Einige wenige pflanzlichen Mittel können direkt oder indirekt auf den Hormonhaushalt oder den dadurch verursachten Stress wirken.
Für Hunde verträglich und wirksam sind Mönchspfeffer (max. 1 g täglich) und Oregano (max. 1 TL täglich für große Hunde, für kleine Rassen max. 1/2 TL täglich).
Sie sind krampflösend und beruhigend. Mönchspfeffer wirkt darüber hinaus hormonregulierend.
Beide Mittel sind jedoch nur schwach wirksam, probiere daher aus, wie Dein Hund darauf reagiert.
CBD-Öl ist stark im Kommen. Es ist nicht berauschend, aber wirkt beruhigend.
Da die Studienlage noch sehr dünn ist und die Produktvielfalt noch sehr unterschiedlich in der Wirkstoffkonzentration, solltest Du eine Verabreichung mit deiner Tierärztin besprechen.
Der stärkste Eingriff ist die Kastration oder ein Hormon-Chip.
Heute versucht man, einen solch massiven Einfluss auf die biologischen Prozesse zu vermeiden.
Dennoch ist er bei manchen Hunden sehr hilfreich gegen Aggression oder starke Hormonschwankungen.
Achtung!
Unter Haustierbesitzern kursieren immer wieder Tipps für Bach-Blütentherapie oder homöopathische Mittel gegen den Hormonüberschuss.
Diese enthalten jedoch keinen Wirkstoff und haben erwiesenermaßen keinen medizinischen Nutzen.
Je nach Verabreichungsform können sie für Hunde aber sogar lebensgefährlich werden, zum Beispiel, wenn die Zuckerkügelchen aus Xylit (Birkenzucker) bestehen.
Wie lange dauert Liebeskummer beim Rüden?
Die gute Nachricht ist: Üblicherweise hast Du höchstens ein- bis zweimal im Jahr einen liebeskranken Rüden Zuhause sitzen.
Wie lange der Zyklus jeweils dauert, ist unterschiedlich. Durchschnittlich kannst Du mit ein bis zwei Wochen dauern.
Sind in der Nachbarschaft viele läufige Hündinnen unterwegs, verlängert sich das.
Auch das Alter spielt eine Rolle, denn je gesetzter Dein Rüde ist, desto weniger bringen ihn seine Hormone aus dem Gleichgewicht.
Hast Du auch einen liebeskranken Rüden Zuhause, der Dir den letzten Nerv raubt? Was hilft ihm zu entspannen? Verrat uns Deine Tricks in den Kommentaren!
1 Kommentar zu „Liebeskranker Rüde: Symptome, Hausmittel & Dauer (Ratgeber)“
Mein Rüde ist offenbar ein „Spätzünder“ und reagiert mit 11 Jahren ausgesprochen liebeskrank.
Wir haben eine tägliche Laufroutine von ca. 12km, ihn darüber hinaus auszulasten ist ziemlich sinnlos. Wir nehmen daher seine traurigen Gesänge und seine Appetitlosigkeit einfach hin, seine gesamte Fitness gibt uns Zuversicht.
In der Ausnahmesituation benutzen wir Leine / Schleppleine, tatsächlich sind normaler Weise tadellos befolgte Rückrufe zur Zeit wirkungslos.
Geht vorüber, gibt wesentlich Schlimmeres! 🙂